Veröffentlicht am März 11, 2024

Entgegen der Annahme, dass hohe Parkgebühren automatisch den Tierschutz finanzieren, ist die Realität eine komplexe Bilanz, bei der die Wahl des Betreibermodells über die tatsächliche Wirkung entscheidet.

  • Private Konzessionen übertreffen staatliche Parks oft durch agilere Finanzierung und eine „High Value, Low Volume“-Strategie.
  • Die wahren Kosten liegen nicht nur im Sichtbaren (Ranger), sondern in teuren Fixkosten wie Hubschrauberwartung und Anti-Wilderer-Technologie.

Empfehlung: Bewerten Sie Safari-Anbieter nicht nach ihren Slogans, sondern nach ihrer finanziellen Transparenz und den nachweisbaren, vor Ort verbleibenden Gewinnen.

Der Moment ist vielen Reisenden vertraut: Am Eingang eines afrikanischen Nationalparks wird eine Gebühr von 100 US-Dollar oder mehr pro Person und Tag fällig. Ein stolzer Preis, der oft mit dem beruhigenden Gedanken gerechtfertigt wird, einen direkten Beitrag zum Schutz der majestätischen Tierwelt zu leisten. Man stellt sich vor, wie mit diesem Geld Ranger bezahlt, Wilderer bekämpft und Lebensräume erhalten werden. Doch als skeptischer Reisender stellt sich unweigerlich die Frage: Ist das die ganze Wahrheit? Versickert ein Teil dieses Geldes in ineffizienten Bürokratien oder korrupten Kanälen, bevor es überhaupt die vorderste Front des Naturschutzes erreicht?

Die üblichen Antworten sind oft oberflächlich. Man hört von „Ökotourismus“, der „lokale Gemeinschaften unterstützt“ und dem Schutz „bedrohter Arten“ dient. Diese Narrative sind zwar gut gemeint, reichen aber für eine kritische Bewertung nicht aus. Sie verschleiern die komplexen finanziellen Realitäten und die fundamentalen Unterschiede zwischen verschiedenen Schutzmodellen. Die wahre Effektivität Ihres Beitrags hängt weniger von der Höhe der Gebühr ab als vielmehr vom Governance-Modell des Parks, seiner Kostenstruktur und seiner Fähigkeit, eine messbare Investitionsrendite für den Naturschutz zu erzielen.

Doch was, wenn die eigentliche Frage nicht lautet, *ob* Ihr Geld hilft, sondern *wie* es am effektivsten eingesetzt wird? Anstatt blind auf Marketing-Slogans zu vertrauen, müssen wir lernen, wie ein Finanzprüfer zu denken. Es geht darum, die richtigen Fragen zu stellen: Wie viel Prozent der Einnahmen werden reinvestiert? Welche Kostenstruktur liegt dem Parkbetrieb zugrunde? Und welches Modell – staatlich oder privat – bietet die größere finanzielle Hebelwirkung für den Schutz riesiger Landstriche?

Dieser Artikel nimmt Sie mit auf eine finanzielle Tiefenprüfung der Naturschutzgebühren. Wir werden die Mechanismen hinter den Kulissen aufschlüsseln, die Effizienz verschiedener Modelle vergleichen und Ihnen die Werkzeuge an die Hand geben, um die wahre Wirkung Ihrer Reiseinvestition zu bewerten. Denn Transparenz ist der erste Schritt, um sicherzustellen, dass Ihr Geld nicht nur ausgegeben, sondern wirksam investiert wird – in die Zukunft der Wildnis.

Um die komplexen Finanzströme im Naturschutz nachzuvollziehen, gliedert sich unsere Analyse in mehrere Kernfragen. Der folgende Überblick führt Sie durch die entscheidenden Aspekte, die Ihnen helfen, die Effektivität Ihres Beitrags zu bewerten.

Wie unterscheidet man echtes Engagement von marketingwirksamen Öko-Slogans?

Die Unterscheidung zwischen substanziellem Naturschutz und reinem „Greenwashing“ erfordert einen Blick hinter die Hochglanzbroschüren. Echte Wirkung beginnt dort, wo private oder gemeinnützige Initiativen finanzielle Lücken füllen, die von staatlicher Seite offen gelassen werden. Das Problem ist systemisch: Laut UNEP beträgt die globale Finanzierungslücke im Bereich der biologischen Vielfalt zwischen 598 und 824 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2030. Diese klaffende Lücke ist die Arena, in der seriöse Akteure operieren.

Ein entscheidendes Indiz für echtes Engagement ist die Übernahme von Verantwortung in Regionen, in denen der Staat versagt. Wie Richard Vigne von der African Leadership University feststellt, sehen viele afrikanische Regierungen ihre Schutzgebiete nicht als wirtschaftlich rentabel an und investieren daher unzureichend. Seriöse Organisationen erkennen diesen Missstand als Chance. Sie implementieren langfristige Managementpläne und bringen privates Kapital und unternehmerische Effizienz ein, um diese Gebiete zu sichern und zu entwickeln. Ein gutes Beispiel ist die privat finanzierte Congo Conservation Company, die im Odzala-Kokoua-Nationalpark gezielt den Ökotourismus fördert, um die stark gefährdeten Berggorillas zu schützen.

Ein weiterer Prüfstein ist die Transparenz der Kostenstruktur. Während ein Öko-Slogan vage bleibt („Wir schützen die Natur“), liefert ein engagierter Betreiber konkrete Zahlen: Wie hoch ist das Budget für die Ranger-Einheit? Wie viele Kilometer Zaun werden pro Jahr instand gehalten? Wie hoch sind die Ausgaben für die Einbindung der lokalen Gemeinschaft? Die Bereitschaft, solche operativen Kennzahlen offenzulegen, ist ein starkes Signal für authentisches Engagement und trennt die reinen Marketing-Akteure von den echten Managern des Naturkapitals.

Haben Ihre zwei Wochen Urlaub einen messbaren Effekt auf den Nashornbestand?

Die Vorstellung, dass der eigene Urlaub direkt zum Überleben einer Art beiträgt, ist verlockend. Doch lässt sich ein so direkter Zusammenhang wirklich nachweisen? Die Antwort ist ein klares „Ja“, aber die Wirkung entfaltet sich nicht immer auf die Weise, die man erwartet. Der messbare Effekt liegt weniger in einer sofortigen Erhöhung der Nashornpopulation, sondern vielmehr in der Finanzierung der konstanten und teuren Schutzinfrastruktur, die einen weiteren Rückgang verhindert.

Ihr Beitrag fließt direkt in die Aufrechterhaltung der Präsenz vor Ort. Dazu gehören die Gehälter der Ranger, die trotz geringem Gehalt bei ständiger Lebensgefahr die erste Verteidigungslinie gegen Wilderei bilden. Aber es geht weit darüber hinaus. Ihre Parkgebühren finanzieren die technologische Aufrüstung: GPS-Sender für die Tiere, Drohnen zur Überwachung großer Gebiete und hochentwickelte Kommunikationssysteme. Jedes intakte Horn ist ein direkter Erfolg dieser permanenten, ressourcenintensiven Bemühungen.

Der Effekt ist also kumulativ. Ein einzelner Tourist finanziert vielleicht nur wenige Stunden einer Ranger-Patrouille oder einen Bruchteil eines GPS-Trackers. Doch die Summe tausender Besucher über das Jahr hinweg schafft ein robustes Budget, das die Abschreckungswirkung gegenüber Wilderern aufrechterhält und schnelle Eingreiftruppen ermöglicht. Die Messbarkeit liegt in den negativen Zahlen: jeder verhinderte Wildereifall, jede sichergestellte Grenze, jede Nacht, in der die Tiere ungestört bleiben. Ihr Urlaub ist somit ein entscheidender Baustein in einem Schutzwall, dessen Erfolg sich darin misst, was *nicht* passiert.

Nahaufnahme eines GPS-Trackers am Horn eines Nashorns mit unscharfem Ranger im Hintergrund

Dieses Bild verdeutlicht den direkten Link: Die Technologie, die das Überleben des Tieres sichert, wird durch Tourismusgelder finanziert. Ihr Beitrag wird zu einem konkreten Werkzeug in den Händen der Schützer. Die wahre Rendite Ihrer Reiseinvestition ist die Aufrechterhaltung dieses technologischen und personellen Schutzschildes, Tag für Tag.

Warum schützen private Konzessionen Land oft effektiver als staatliche Parks?

Auf den ersten Blick scheint der Schutz von Naturerbe eine Kernaufgabe des Staates zu sein. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass private Konzessionen oft agiler, besser finanziert und letztlich effektiver im Schutz großer Wildnisgebiete sind. Der Hauptgrund liegt im fundamental unterschiedlichen Governance- und Finanzierungsmodell. Staatliche Parks sind von jährlichen, oft politisch motivierten und volatilen Haushaltszuweisungen abhängig. Dies führt zu kurzfristiger Planung und chronischer Unterfinanzierung, was Investitionen in teure, aber notwendige Technologien wie Drohnen oder digitale Überwachungssysteme nahezu unmöglich macht.

Private Konzessionen hingegen operieren auf der Basis von langfristigem Impact-Investing. Kapitalgeber wie die von The Nature Conservancy verwalteten Portfolios, deren Impact Investment Portfolio Ende 2024 ein Volumen von 3,5 Milliarden USD erreichte, denken in Zeiträumen von 20 bis 30 Jahren. Diese langfristige Perspektive ermöglicht strategische Investitionen in Infrastruktur, Technologie und qualifiziertes Personal. Zudem verfolgen sie eine „High Value, Low Volume“-Strategie: Weniger Besucher, die höhere Preise zahlen, minimieren den ökologischen Fußabdruck und maximieren gleichzeitig die Einnahmen pro Quadratkilometer. Dies steht im Gegensatz zum Massentourismus-Modell vieler staatlicher Parks, das oft zu Überlastung und Degradation der Ökosysteme führt.

Die folgende Tabelle verdeutlicht die zentralen Unterschiede im direkten Vergleich und zeigt, warum das private Modell oft eine höhere finanzielle Hebelwirkung für den Naturschutz erzielt.

Private vs. Staatliche Naturschutzfinanzierung
Aspekt Private Konzessionen Staatliche Parks
Finanzierung Langfristige Impact-Investoren (20-30 Jahre) Jährliche volatile Budgets
Innovation Schnelle Technologie-Adoption Langwierige Genehmigungsprozesse
Besucherzahl High Value, Low Volume Strategie Massentourismus-Modell

Letztlich agieren private Konzessionen wie spezialisierte Unternehmen, deren „Produkt“ eine intakte Wildnis ist. Ineffizienz wird direkt bestraft, während Erfolg (gesunde Tierbestände, sicheres Umfeld) die Grundlage für den Geschäftserfolg bildet. Diese unternehmerische Disziplin fehlt staatlichen Apparaten oft, was den entscheidenden Effektivitätsunterschied erklärt.

Das Risiko von „Voluntourism“: Wann schadet Ihre Hilfe mehr als sie nützt?

Der Wunsch, im Urlaub nicht nur zu konsumieren, sondern aktiv Gutes zu tun, ist nobel. Doch der schnell wachsende Markt des „Voluntourism“ birgt erhebliche Risiken. Im schlimmsten Fall kann gut gemeinte Hilfe mehr schaden als nützen, indem sie lokale Arbeitsplätze verdrängt, Abhängigkeiten schafft oder sogar schädliche Praktiken wie die Inszenierung von „Rettungsaktionen“ für zahlende Freiwillige fördert. Die kritische Frage lautet: Schließt Ihr Einsatz eine echte Lücke, die anders nicht gefüllt werden könnte, oder befriedigt er primär Ihr eigenes Bedürfnis nach einer sinnvollen Erfahrung?

Echter Bedarf besteht selten in glamourösen Tätigkeiten wie dem Füttern von Tierbabys. Die wirklichen Engpässe liegen oft in unauffälligen, aber essenziellen Bereichen: Dateneingabe zur Überwachung von Tierbewegungen, Instandhaltung der Infrastruktur wie Zäune und Wasserlöcher oder die Digitalisierung von Patrouillenberichten. Seriöse Projekte suchen nach spezifischen Fähigkeiten (IT, Mechanik, Buchhaltung) oder nach Helfern für Aufgaben, für die keine lokalen Arbeitskräfte verfügbar oder finanzierbar sind. Wenn ein Programm hauptsächlich Tätigkeiten anbietet, die leicht von einem lokalen Angestellten erledigt werden könnten, ist Skepsis geboten.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Finanzstruktur. Oft übersteigen die Gebühren für ein zweiwöchiges Freiwilligenprogramm die Summe, die eine direkte Spende an das Projekt bewirken würde, bei Weitem. Ein Teil des Geldes fließt unweigerlich in die Verwaltung, Verpflegung und Unterbringung der Freiwilligen – Ressourcen, die möglicherweise effektiver eingesetzt werden könnten. Ein transparentes Projekt sollte klar aufschlüsseln können, welcher Prozentsatz Ihrer Gebühr direkt in die Naturschutzarbeit fließt und welcher Ihre eigene Logistik deckt. Bevor Sie sich engagieren, ist eine sorgfältige Prüfung unerlässlich.

Checkliste zur Bewertung von Freiwilligenprogrammen

  1. Prüfen Sie: Ersetzen Sie eine bezahlte lokale Arbeitskraft oder ermöglichen Sie eine sonst unfinanzierte Aufgabe?
  2. Fragen Sie nach konkreten, unglamourösen Aufgaben wie Dateneingabe oder Infrastruktur-Instandhaltung.
  3. Vergleichen Sie die Programmgebühren mit dem potenziellen Nutzen einer direkten Spende an das Projekt.
  4. Überprüfen Sie, ob lokale Gemeinden als echte Partner auf Augenhöhe oder nur als passive Empfänger behandelt werden.
  5. Stellen Sie sicher, dass keine direkten Interaktionen mit Wildtieren stattfinden, die diese an Menschen gewöhnen könnten.

Welche Zertifikate garantieren, dass Gewinne im Land bleiben?

In einer idealen Welt gäbe es ein einziges, weltweit anerkanntes Gütesiegel, das einem Reisenden garantiert: „Ihr Geld kommt zu 100 % dem Naturschutz und der lokalen Gemeinschaft zugute.“ Die Realität ist jedoch komplexer. Während einige anerkannte Zertifizierungen wie „Fair Trade Tourism“ oder die Standards des „Global Sustainable Tourism Council“ (GSTC) wichtige Rahmenbedingungen für soziale und ökologische Nachhaltigkeit setzen, gibt es kein einzelnes Zertifikat, das spezifisch die finanzielle Transparenz und den Verbleib der Gewinne im Land lückenlos auditiert und garantiert.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Internationale Unternehmensstrukturen, Steueroptimierungsmodelle und komplexe Besitzverhältnisse machen es selbst für Experten schwierig, die Geldflüsse exakt nachzuverfolgen. Anstatt sich also auf ein einziges Logo zu verlassen, muss der kritische Reisende zum Finanzdetektiv werden und auf andere Indikatoren achten. Das wichtigste Werkzeug hierfür ist die radikale Transparenz des Betreibers. Veröffentlicht die Lodge oder die Konzession einen jährlichen Wirkungsbericht? Werden Kennzahlen wie der Prozentsatz der lokal angestellten Mitarbeiter (insbesondere im Management), der Anteil der lokal bezogenen Waren und Dienstleistungen oder die Höhe der direkten Abgaben an kommunale Projekte offengelegt?

Ein starkes Indiz ist auch das sichtbare, langfristige Engagement der Eigentümer. Persönlichkeiten wie Jochen Zeitz, ehemaliger Puma-CEO, zeigen beispielhaft, wie privates Vermögen direkt in den Schutz investiert wird. Wie er selbst sagt, hat er „Millionen Euro in sein klimaneutrales Öko-Luxusresort Segera gesteckt, ein 50 Hektar großes Naturschutzgebiet im Herzen des kenianischen Safari-Gebiets Laikipia.“ Solche Projekte, die oft untrennbar mit dem Ruf einer Person verbunden sind, bieten eine höhere Gewähr für lokales Engagement als anonyme Investmentfonds. Letztlich ersetzt die sorgfältige Recherche der Unternehmensphilosophie und der öffentlich zugänglichen Berichte jedes Zertifikat.

Warum kosten private Konzessionen oft das Dreifache der staatlichen Parks?

Der erhebliche Preisunterschied zwischen privaten Konzessionen und staatlichen Nationalparks sorgt oft für Verwunderung. Die einfache Erklärung: Sie zahlen nicht nur für ein luxuriöseres Zelt, sondern für ein gänzlich anderes, weitaus teureres Schutz- und Exklusivitätsmodell. Die Kostenstruktur einer privaten Konzession basiert auf dem Prinzip, die gesamten operativen Kosten für ein riesiges Gebiet auf eine sehr kleine Anzahl von Gästen umzulegen. Dies umfasst nicht nur die Lodge selbst, sondern den gesamten Apparat, der zur Sicherung und Erhaltung von oft Hunderttausenden von Hektar Wildnis erforderlich ist.

Während in staatlichen Parks die Kosten für Straßenwartung, Ranger-Patrouillen und Verwaltung auf Hunderttausende Besucher pro Jahr verteilt werden, trägt in einer privaten Konzession mit nur 20 Betten eine Handvoll Gäste die volle Last. Dies beinhaltet: eine eigene, oft über 100 Mann starke Anti-Wilderer-Einheit, die Wartung eines privaten Wegenetzes von mehreren hundert Kilometern, die Finanzierung von Forschungsprojekten und Tierärzten sowie die Bereitstellung von Wasser und Energie an abgelegenen Standorten. Diese exklusiven Fixkosten sind der Hauptpreistreiber.

Luftaufnahme einer privaten Safari-Lodge umgeben von unberührter Wildnis

Darüber hinaus garantieren private Konzessionen Exklusivität. Statt sich mit Dutzenden anderen Fahrzeugen an einem Löwenrudel zu drängen, sind oft nur ein oder zwei Fahrzeuge pro Sichtung erlaubt. Dieser „High Value, Low Volume“-Ansatz reduziert den Stress für die Tiere und erhöht die Qualität des Erlebnisses exponentiell. Sie zahlen also für die Abwesenheit anderer. Modelle wie der US National Park Service, bei dem laut offiziellen Angaben fast 80 % der Einnahmen im jeweiligen Park bleiben, sind zwar vorbildlich für staatliche Systeme, aber nicht mit dem All-inclusive-Kostenmodell einer privaten Konzession vergleichbar, die 100 % der Kosten selbst decken muss.

Warum sind Hubschrauberstunden und Betäubungsmittel so extrem teuer?

Die Kosten für spezialisierte Naturschutzeinsätze, insbesondere solche mit Helikoptern und Betäubungsmitteln, erscheinen oft astronomisch hoch. Dies liegt daran, dass die sichtbaren Einsatzkosten nur die Spitze des Eisbergs einer enormen, unsichtbaren Kostenstruktur sind. Die reinen Flugkosten sind dabei oft der geringste Teil. Die wahren Preistreiber sind die enormen Fixkosten und die regulatorischen Hürden, die mit diesen hochspezialisierten Operationen verbunden sind.

Ein Helikopter, der für Tiefflüge in staubiger Savannenumgebung eingesetzt wird, erfordert extrem teure Versicherungen und hat drastisch erhöhte Wartungsintervalle. Diese Kosten – für Versicherung, Wartung und die ständige Bereitschaft eines Piloten und Technikers – fallen jeden einzelnen Tag an, unabhängig davon, ob ein Einsatz stattfindet oder nicht. Da lebensrettende Einsätze oft nur wenige Male pro Monat erfolgen, müssen diese gesamten monatlichen Fixkosten auf eine sehr kleine Anzahl von Flugstunden umgelegt werden, was den Preis pro Stunde explodieren lässt.

Ähnliches gilt für Betäubungsmittel. Es handelt sich um hochregulierte Substanzen, deren Import teure Lizenzen und aufwendige Zollverfahren erfordert. Sie müssen in speziellen, gesicherten Einrichtungen gelagert werden, und ihre Verabreichung darf ausschließlich von einem hochqualifizierten und entsprechend teuren Wildtierarzt vorgenommen werden, der oft eigens für den Einsatz eingeflogen werden muss. Es gibt hierbei keine Skaleneffekte; jede einzelne Dosis ist mit diesem immensen administrativen und personellen Aufwand verbunden. Hinzu kommen Basiskosten wie Fahrzeuggebühren, die bereits ohne Spezialausrüstung erheblich sein können; allein die Einfahrt in den Ngorongoro-Krater kostet beispielsweise 295 US-Dollar pro Fahrzeug und Tag, was die Grundkosten einer jeden Operation weiter in die Höhe treibt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Effektivität Ihres Beitrags hängt weniger von der Höhe als vom Governance-Modell des Schutzgebiets ab (agil-privat vs. bürokratisch-staatlich).
  • Echtes Engagement erkennen Sie an radikaler Transparenz über Kostenstrukturen und operative Kennzahlen, nicht an vagen Öko-Slogans.
  • Die hohen Kosten privater Konzessionen und spezialisierter Einsätze (z.B. Helikopter) resultieren aus enormen Fixkosten, die auf wenige Nutzer umgelegt werden, und garantieren Exklusivität und Effizienz.

Lohnt es sich, 5000 € zu zahlen, um bei einer Nashorn-Enthornung dabei zu sein?

Die Frage, ob ein Erlebnis wie eine Nashorn-Enthornung einen Preis von 5.000 € „wert“ ist, kann nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden. Um sie zu bewerten, müssen wir die Perspektive wechseln: von der eines Touristen, der ein Erlebnis kauft, zu der eines Impact-Investors, der eine Rendite für den Naturschutz erzielen will. Unter diesem Gesichtspunkt sind die 5.000 € keine Bezahlung für einen 30-minütigen Nervenkitzel, sondern eine gezielte Kapitalzuführung, die eine komplexe und kostspielige Schutzmaßnahme erst ermöglicht.

Eine Enthornung ist eine präventive Operation, die das Tier für Wilderer wertlos macht. Die Kosten umfassen, wie zuvor analysiert, den Helikopter, den hochspezialisierten Tierarzt, die teuren Betäubungsmittel, das Bodenpersonal und die anschließende Überwachung. In den meisten Fällen übersteigen diese Kosten die 5.000 € bei Weitem. Ihr Beitrag subventioniert also nicht nur diesen einen Eingriff, sondern finanziert oft das gesamte System dahinter quer. Es ist eine Form der direkten, zweckgebundenen Finanzierung, bei der die Transparenz maximal ist: Sie sehen exakt, wofür Ihr Geld eingesetzt wird.

Dieses Modell findet Parallelen in anderen Bereichen des Impact-Investings. So zeigt beispielsweise der von The Nature Conservancy etablierte nachhaltige Investment-Fonds für Aquakultur, wie gezielte Investitionen messbare Umweltauswirkungen mit finanziellen Mechanismen verbinden. Ihr Beitrag zur Enthornung funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip: Er generiert eine direkte, messbare „Rendite“ – ein lebendes Nashorn, das für mindestens ein weiteres Jahr vor Wilderern sicher ist. Aus der reinen Konsumentenperspektive mag der Preis hoch erscheinen. Aus der Sicht eines Investors, der den Fortbestand einer Schlüsselart sichern will, ist es eine der wirksamsten und transparentesten Anlagen, die man tätigen kann.

Letztlich ist die Entscheidung eine persönliche, aber sie sollte auf der richtigen Bewertungsgrundlage getroffen werden. Überdenken Sie noch einmal, wie man den Wert einer solchen Erfahrung aus der Perspektive eines Impact-Investors beurteilt.

Um sicherzustellen, dass Ihr Beitrag die maximale Wirkung entfaltet, ist der nächste logische Schritt, von den Anbietern vor Ort aktive Transparenz einzufordern. Fragen Sie nach Wirkungsberichten, operativen Kennzahlen und dem prozentualen Anteil der Einnahmen, der nachweislich in den Schutz fließt. Nur informierte Reisende können den Wandel hin zu einem wirklich nachhaltigen und effektiven Naturschutz vorantreiben.

Häufig gestellte Fragen zu den Kosten von Naturschutz-Einsätzen

Warum sind die Fixkosten höher als die Flugkosten?

Versicherung und Wartung für Tiefflüge in staubiger Umgebung sowie Bereitstellungskosten fallen kontinuierlich an, auch wenn nur wenige Einsätze pro Monat stattfinden.

Was macht Betäubungsmittel so teuer?

Hochregulierte Substanzen erfordern teure Importlizenzen, spezielle gesicherte Lagerung und die Anwesenheit hochspezialisierter Wildtierärzte.

Warum gibt es keine Skaleneffekte?

Bei nur wenigen lebensrettenden Einsätzen pro Monat müssen die vollen Fixkosten auf diese wenigen Operationen umgelegt werden.

Geschrieben von Julia von Arnim, Beraterin für nachhaltigen Tourismus und Expertin für Luxus-Lodges und Eco-Camps. Sie prüft Unterkünfte auf ihren ökologischen Fußabdruck und ihre soziale Verantwortung gegenüber lokalen Gemeinschaften.